Das Grau der Stadt – Eine Metapher über zerbrochene Träume

Eine Metapher über die zerbrochenen Träume des LebensHeute Morgen fiel mir eine kleiner Jahrmarkt auf. Die Fahrgeschäfte und Buden waren noch geschlossen und warteten auf die ersten Besucher des Tages. Ich mag den Rummel. Die Gerüche nach Popcorn und Zuckerwatte, kandierte Äpfeln und gebrannter Mandeln – eine ganz eigene Melange, welche in mir die Zeit zurückruft als ich mit leuchtenden Kinderaugen statt einer Welt aus Plastik, Glas und Draht noch dass Wunder, dass lebendig gewordene Märchen und Fantastische sah.

Heute Morgen sah die Kirmes nicht einladend aus. Planen und Bauten – ihres flackernden, hektischen Lichtes beraubt – wirkten sogar ein wenig gespenstisch. Fast schien es mir als würden sich all die vergessenen und aufgegebenen Träume in den Falten der Abdeckungen verstecken, und war es nicht so dass in dem Rascheln ein leises Klagen zu vernehmen war? Ein stilles Schluchzen nach einer vergangenen Zeit?

Vielleicht war es auch der Regen, der an jenem Morgen fiel und welcher der Szenerie einen Anstrich trauriger Morbidität verlieh. Ich vermag es nicht genau zu sagen, was mir jedoch auf melancholische Weise auffiel war der Schmutz, mit dem Alles bedeckt schien.

Doch was fiel mir da auf? Der Schmutz den wir überall verbreiten und der uns folgt wie ein böser Geist, oder ist dass Dunkle, welches sich in der eigenen Seele findet und dass sich nur im Spiegel einer Oberfläche zu zeigen versucht? Ein Erkennen der eigenen Herzensleere?

Ich mag Tiere, und füttere sie auch wenn ich Etwas dabei habe. In unseren Städten wird es nicht gerne gesehen wenn man Tauben füttert. Sie sagen es seien schmutzige Tiere die Krankheiten und Dreck verbreiten würden. Ich sehe es anders. Ja, diese Tiere leben im Dreck, aber diesen verbreiten wir selbst. Die Natur kennt keinen Dreck. In ihr wird alles verwertet und dem Fluss des Lebens zugeführt.

Blätter, Tiere und Fäkalien fallen zu Boden, zerfallen und bilden als Kompost die Grundlage für neues Leben – man könnte auch sagen das Leben erst durch den Tod entsteht. Ein Kreislauf des Lebens, dass ist Natur, was leider viele nicht verstehen. Sie verwechseln Ursache und Wirkung.

Ein Ding stirbt damit andere Dinge leben können. Krankheiten gibt es natürlich auch, aber die Infektionswege sind in der Natur andere als in der Stadt. Hier werden Krankheiten durch den Menschen und seine Neigung alles achtlos wegzuwerfen begünstigt. Was in der Stadt zu Boden fällt, ist dann tatsächlich Schmutz und nährt Krankheiten.

Und wir Menschen neigen dazu alles was in dem von uns erzeugten Schmutz existieren muss, als schäbig zu betrachten. Egal ob es ein Mensch oder ein Tier ist. Die Wenigsten werden Mitleid mit jemandem haben der betrunken in seinem eigenen erbrochenen liegt. Nein. Sie werden abgestoßen sein, sich lustig machen. Sie sehen nicht den Menschen und die gebrochenen Träume, Hoffnungen und dass versagte Glück. Sie sehen nur einen Penner der in Kotze liegt.

Was in den Städten – den hochgelobten Zentren unserer „Zivilisation“ – zu Boden fällt, wird zu Schmutz. Es passt sich der Welt an, welche wir Menschen geschaffen haben, und ich stelle mir die Frage wie zivilisiert sind wir wirklich, wenn Dreck und Schmutz unsere Schritte begleiten?

Und wir verbreiten ihn nicht nur mit Abfällen, es sind unsere Taten, unsere Gedanken die den Schmutz in die Welt tragen – es ist nicht einfach Abfall den wir sehen, es ist ein Teil unserer Lebensart. Einer Art die wir lieber verleugnen, als daran zu arbeiten.

Was im Wald zu Boden fällt, wird zur Grundlage für neues Leben, was wir zu Boden fallen lassen, das ist nichts weiter als der Tod und das farbliche Grauen – deswegen sind unsere Städte und unsere Blicke auch oft so grau und trübe. Es fehlt, in vielerlei Sicht, die Hoffnung auf eine Wiedergeburt…

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